Freitag. Meine Mädels wollen heute wissen, wie alt ich bin. Ich sage, irgendwas zw. 29 und 70. Sie lachen und fragen nochmal: Nee, echt jeeetzt!
Warum das wichtig sei, frage ich sie. Wenn ich mich für einen Menschen interessiere, interessiert mich nie sein Alter. Klar kann ich grob einschätzen, ob jemand jünger oder älter als ich ist – mehr auch nicht. Mit achtzehn war ich in einen Sechzigjährigen verknallt, mit 25 in einen Neunzehnjährigen. Leute, die frei im Kopf sind, behaupte ich jetzt mal, denken nicht in diesen Kategorien. Das Alter ist nämlich eine sehr konventionelle Kategorie. Im Vergleich zu manchen jüngeren Kolleg*innen denke ich oft, Oh mein Gott, ist der / die alt! Ältlich. Im Kopf, nicht auf dem Kopf. Wenn die zehn Mal nachfragen, ob was auch wirklich erlaubt ist oder verboten … oder halb verboten … Mann!, tut’s einfach und lasst die Hunde schlafen. Meine Freundin S. macht gerade ein Experiment: sagt jedem auf den Kopf zu, was sie denkt. Das geht – für sie – manchmal ziemlich in die Hose, meistens ist es lustig. Experimente machen ist lustig. Und jung. Überhaupt was machen ist jung. Nichts machen ist alt, macht alt.
Ich erzähle den Mädels von Emmanuel Macron, der sich als Sechszehnjähriger in seine Lehrerin verguckt hat. Sie war vierzig, und er blieb dran. Heute ist Madame Macron die supercoole Gattin von Monsieur le Président de la République Francaise, die bei den internationalen Häuptlingstreffen im Elysée-Palast schwere Nietenboots zur Skinny Jeans trägt und ein paar andere Madames ganz schön alt aussehen lässt. Sie mischt die Karten neu, (nicht nur) die Yellow Press ist verwirrt.
Die Mädels kennen Macrons Geschichte nicht. Schielen sich ratlos an und wissen nicht, was sie sagen sollen. Darüber müssen sie erstmal nachdenken. Echt jetzt!