Sonntag, Eisenach. Wiedersehen mit liebgewonnenen Freunden und freundlichen Menschen auf dem alljährlichen „Marienstraßenfest“. Morgens um drei geht es durch das menschenleere Eisenach zum Glockenhof zurück. Da musst du schon etwas genauer auf den Weg gucken, das unablässige Nachschenken von Sekt, Bier und Bowle macht sich bei PM und J. in einer leichten Schräglage und meinerseits in leichter Übelkeit bemerkbar.
Spontan hängen wir noch einen Tag dran, so dass der Nachmittag voller familiärer Verpflichtungen in einen Warmumsherz-Abend voller Anregungen, (Selbst)offenbarungen und Erinnerungen mit Toff und J. übergeht (Kartoffelhaus!).
PM’s Heimat- oder Nostalgiegefühle kann ich gut nachvollziehen. („Meine Heimat gibt es nicht mehr.“)
In der Wohnung von Angelika kannst du Rollschuh- oder auch Fahrrad fahren. Sie zeigt mir die Zimmer, von denen jedes so groß ist wie im verschachtelten und überteuerten Tübingen manche Zweizimmerwohnung.
Was hat Eisenach um die Jahrhundertwende so reich gemacht, dass die Leute sich reihenweise Häuser von den Ausmaßen kleiner Schlösser hingestellt haben? Das Eisenacher Villenviertel hat die schönsten Häuser, die ich je gesehen habe.
Heimatlosigkeit oder das Gefühl davon sind zweierlei, schafft aber beides so eine schnelle Affinität zu vielen Orten. „Sollen wir nicht hier …“, „Kannst du dir vorstellen, hier …“ sind Fragen, die wir uns selbst und gegenseitig ständig stellen.
Jochen sagt: „Leute wie ihr fehlen hier.“
Ja, aber vielleicht bist du dann nicht mehr so wie die fehlenden Leute, wenn du erstmal selber hier wohnst? Oder entfaltest du dann nochmal dein gesamtes Potential, um dich an einem neuen Ort neu zu definieren …
Zweieinhalb schöne, aus dem Korrekturmodus herausgehobene Tage.