Sonntag, B.N. Lieber ein ehrlicher Clown als ein Heuchler, ist die Botschaft von Heinrich Bölls Ansichten eines Clowns. Diese, als Ein-Personen-Stück umgeschrieben, haben wir gestern im Theater Bonn mit dem unbestreitbar großartigen Bernd Braun gesehen.
Abgesehen davon, dass mich die aktualisierenden Zeiteinsprengsel nicht überzeugt haben und ich schon im Roman nicht verstanden habe, warum Marie und Hans Schnier sich überhaupt getrennt haben – wegen der katholischen Erziehung noch nicht geborener Kinder? -, hat es mich gestern Abend fast umgehauen, dass ich mich an manche Stellen dieses Romans fast wörtlich erinnern kann. (Zum Beispiel über das Nicht-Satt-Werden in einer wohlhabenden Familie.)
Das ist Böll mit einigen seiner Werke gelungen: Bleibende Bilder zu erschaffen.
Es sind Bilder, mit denen ich mich identifizieren konnte. Wohl aus einem zeitgebundenen Kontext heraus: Sie treffen dich in deinem innersten Kern und du vergisst sie nicht.
Gehst du anschließend in Bonn/Bad Godesberg um die Ecke noch was trinken, fühlst du dich direkt in die Hoch-Zeit des Autors zurück gebeamt. Kneipen und Cafés scheinen in den Siebzigern stehengeblieben. Wie eingefroren ist der alte Luxus der einstigen Bundeshauptstadt, das alte Wohlleben und die alten Kellner mit alten Frisuren – schäbig gewordene Restbestände einer untergegangenen, etwas angemufften, sehr deutschen Noblesse.