Von Anfängen

Montag, Berlin. Gestern: Familientreffen der Kaskelines bei Sonnenwetter in cooler Location: Im Bootshaus Stella am Lietzensee.

Kein überkandideltes Hallihallo. Statt dessen lauter zugewandte, moderne und freundlich eigenwillige Persönlichkeiten. Künstlerinnen, eine Buddhistin, ein paar Ärzte, sogar ein Beamter, über Berufe wurde kaum gesprochen, viel über familiäre Zuneigungen, über Animositäten nur indirekt, über Verletzungen und Gefährdungen/Zerbrechlichkeiten gar nicht, aber spürbar als Kehrseite der künstlerischen und autobiographischen Auseinandersetzung. Angenehm: Es sind Leute, die sich über nichts wundern, du kannst alles erzählen, und sie ersparen dir die Wertung. Sie wissen Bescheid, sie haben selbst genug erlebt.

Im Mittelpunkt stand immer wieder das Kaskeline-Trickfilm-Studio, der jüdische Background, das damit verbundene Hakenschlagen, um als Künstler weiter arbeiten zu können in einer extrem unkünstlerischen Zeit. Die Spuren, die die Familie in Berlin hinterlassen hat …

Sie hatten Stammbäume, Fotos und vor allem Geschichten im Gepäck, sodass es keine Sekunde lahm oder anstrengend wurde. Ich habe jetzt eine unübersichtliche Anzahl von Vettern und Cousinen zweiten Grades. Als wäre da ein Anfang gesetzt. H. und K. waren auch mit dabei und wurden wie selbstverständlich als meine Freunde in die Runde integriert.

Zurück wurden wir gebracht, sodass wir nicht die S-Bahn nehmen mussten (Gewitter inzwischen). Mir zu Ehren wurden Umwege genommen und noch ein paar Berliner Specials abgeklappert: Die Kirche, die irgendein Onkel gebaut hat, das Luftbrückedenkmal, der Wasserfall in Kreuzberg, der alte Flughafen Tempelhof, das Elternhaus meiner Mutter im Thuyring …

Berlin ist toll! Großzügig und widersprüchlich. Abends zu dritt – mit H. und K. – in der atmosphärisch einmaligen Komödie am Kurfürstendamm, wo wir meinen nächsten Interwievpartner auf der Bühne sahen. Gut!