Betty BBQ: Riesenschritt

Die Freiburger Dragqueen Betty BBQ in „Was wirklich zählt – 18 Mal Hoffnung in Krisenzeiten“
erscheint am 27.04.2025:

„Mir war immer bewusst, dass ich anders bin.
Meine Eltern sind nach meiner Geburt in ein kleines Dorf auf dem Land ge-
zogen. Dort bin ich aufgewachsen in dem sehr frühen Bewusstsein, anders als
die anderen zu sein. Bis heute kann ich es nicht genau definieren. Es war mehr
ein Gespür, eine Ahnung. Ich wusste nicht, was mit mir los war. Es schien
einen Schwachpunkt bei mir zu geben, den ich nicht erfassen konnte, der mich
jedoch mit großer Unsicherheit erfüllte. Ich war derjenige, der nie zu Geburts-
tagen eingeladen wurde – nie wissend, wieso eigentlich nicht. Kinder können
grausam sein. Ich war oft der Prellbock und habe ganz viel abbekommen.
Die Frage nach dem Wieso hat mich tatsächlich lange, lange begleitet.
In einer Phase, während der man sich selbst entdecken sollte, war ich so
damit beschäftigt, nicht gemocht zu werden, dass ich nicht die Zeit und die
Kapazität fand, mich zu fragen, wer ich eigentlich bin. Ich war noch nicht
mal volljährig, als ich aus dem Dorf geflüchtet bin. Ein Heimatvertriebene!
Nicht aus meinem Elternhaus, das ist mir ganz wichtig zu erwähnen:
Ich habe fantastische Eltern, die mich immer unterstützt haben. Aber sie
waren gar nicht in der Lage, das, was mir widerfahren ist, aufzufangen. Das
war in dieser Umgebung einfach nicht möglich. Irgendwann war für mich
klar: Ich muss da raus. Deswegen bin ich mit sechzehn in die Stadt, nach
Freiburg, in eine WG gezogen. Für mich als ein Junge vom Land war das
ein Riesenschritt! …“