Montag, Diano Marina. Wenn Staat und Medien und Polizei zusammenspielen, um das Interview mit einer unliebsamen Politikerin zu crashen, dann stimmt in unserer hochgelobten Demokratie etwas nicht.
Darüber hinaus wohl ein Eigentor, wie das mediale Echo heute erkennen lässt, wieder einmal. Auf den sozialen Medien kommentieren zahlreiche Tontechniker mögliche technische Manipulationen des Schadenfroh-Spektakels um Alice Weidel. Man kann zu der AfD-Vorsitzenden stehen, wie man will – ein weiteres großes Unbehagen fügt sich zu den vielen anderen Unbehagen, die einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung in ihrer Selbstwahrnehmung mundtot, depressiv und eskapistisch zurücklassen.
Die unwissende, aber interessierte Bürgerin fragt sich, wie die GegendemonstrantInnen – Omas gegen Rechts und das Zentrum für politische Schönheit – von der Sache Wind bekommen konnten, bzw. wer das geplante Interview geleakt hat. Vor allem fragt sie sich, warum das Gespräch nicht einfach von der Terrasse eines Regierungsgebäudes ins nahegelegene ARD-Hauptstadtstudio verlegt wurde. Zeit genug wäre gewesen: Um15 Uhr aufgenommen, erst um 18 Uhr gesendet. Der ARD-Moderator jedenfalls scheint über den Krawall gar nicht verwundert, weder entschuldigt er sich noch versucht er das technische Debakel zu erklären, geschweige denn Abhilfe zu schaffen.
Passend dazu die jüngste Spiegel-Aktion: Pünktlich zu Beginn der parlamentarischen Sommerpause in Berlin treibt das Magazin, das früher einmal für investigativen Journalismus stand, ein paar Hinterbänkler von Grünen, CDU u. FDP auf, welche die Oppositionspartei BWS nur zu gern vom Verfassungsschutz beobachten lassen wollen. Also die Partei, die für Frieden durch Verhandlung und für Meinungsfreiheit – und gegen die wahnsinnige Hochrüstung – eintritt. Eine Haltung, der unsere MedienmacherInnen offenbar nichts abgewinnen können.
Mit Riesenschritten Richtung Staatsautoritarismus – dagegen waren die Berufsverbote der Siebziger ja Kinderkacke. Damals richtete sich die staatliche Reaktion gegen Anhänger der außerparlamentarischen Opposition, die sich offen als Verfassungsfeinde erklärten. Heute sind es Anhänger einer Partei, deren VertreterInnen in mehreren Landesparlamenten sitzen.
Das inflationäre Thematisieren der Gefährdung der Demokratie ist dazu geeignet, die wahren Feinde der Demokratie zu verschleiern. Sie sind es, die den Meinungskorridor immer weiter verengen und Denkalternativen nur als Bedrohung verstehen. Wer Angst hat, denkt nicht und schlägt zu: Verbieten statt Argumentieren! Oder, zur Abwechslung, auch mal ein Interview zur Farce geraten lassen.
Lachende Dritte ist – wieder einmal – die AfD.