Besuch

Donnerstag. Die zwei, die mich am Nachmittag besuchen, erzählen von ihrem Fantasyuniversum, von der Schule, vom „System“, dem es zu entkommen gilt. Eine kannte ihren Vater nicht, bevor sie nach dem Tod der Mutter zu ihm kam, die andere lebte eine Zeitlang vor dem Vater versteckt. Von der Angst, ins „System“ zu geraten, in die staatliche Fürsorge, sprechen sie immer wieder. Nach meinen 2-jährigen Eindrücken habe ich allerdings ein sehr positives Bild von diesem System und von den Jugendlichen, die dort integriert sind, doch es scheint sinnlos, Ängsten zu widersprechen. Viele werden geschlagen, aber man sagt es niemanden, sagt die

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Kulturelles und Sexuelles

Mittwoch. Wenn ich mit Acht- und Neuntklässlern in die Ausstellung Sieben gehe, wo wir unglaublich starke Bilder vom Erfurter Künstler René Büttner über die 7 Todsünden sehen, und wenn die jungen Menschen plötzlich still werden und die Bilder den Todsünden zuzuordnen versuchen und sich gegenseitig davor fotografieren und überlegen, welches sie am schönsten finden, dann bin ich glücklich. Wenn sie dann auch noch die Holzplastiken aus dem späten Mittelalter anschauen wollen und die Kunstfertigkeit der alten Meister bewundern, bin ich immer noch glücklich. Bei der Frage, was ist eigentlich ein Kruzifix?, und wieso hängt da einer am Kreuz?, und was

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Highs and Lows

Dienstag. Yeah!, alle bis auf einen haben den Hauptschulabschluss in der Tasche. In Deutsch nur Bestnoten – die Medaille hefte ich mir an die Brust. Ihre und meine Arbeit hat sich ausgezahlt. Wie auch das Credo des Schulungshauses Ziola: Die Wertschätzung des Menschen steht an erster Stelle. Und die anderen (Regelschule)? Alle bis auf eine durchgefallen (Quali-Prüfung). Hoffentlich richten sie sich irgendwann wieder auf und packen’s. Woanders.

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Wie Marco Bülow mit einer verwegenen Idee beinahe die Demokratie retten könnte

Samstag. Was bei Angela Merkel „marktkonforme Demokratie“ hieß, könnte man auch Fassadendemokratie nennen: Wenn nämlich die Wirtschaft die demokratischen Regeln bestimmt, während gleichzeitig geltende Mehrheitsregeln schleichend außer Kraft gesetzt werden: Gerade haben wir in der Person von F. März wieder erlebt, dass Wahlversprechen und Grundsätze von Parteien – wegen denen diese Parteien ja gewählt werden – von einem auf den anderen Tag über Bord geworfen werden. Die Spielregeln werden gekappt, nicht nur beim bösen Trump, sondern hier bei uns in good old Germany. Vertrauen in die Politik? No way! Etwa die Mär von der angeblich kaputtgesparten Bundeswehr – u.a. die

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Das Friedensmanifest der SPD im Wortlaut

Manifest Friedenssicherung in Europa durch Verteidigungsfähigkeit, Rüstungskontrolle und Verständigung 80 Jahre nach Ende der Jahrhundertkatastrophe des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung vom Hitler-Faschismus ist der Frieden auch in Europa wieder bedroht. Wir erleben neue Formen von Gewalt und Verletzung der Humanität: Der russische Krieg gegen die Ukraine, aber auch die fundamentale Verletzung der Menschenrechte im Gaza-Streifen. Die soziale Spaltung der Welt wird tiefer, in den Gesellschaften und zwischen den Gesellschaften. Die vom Menschen gemachte Krise des Erd- und Klimasystems, die Zerstörung der Ernährungsgrundlagen und neue Formen von Kolonialismus um Rohstoffe bedrohen den Frieden und die Sicherheit der Menschen. Nicht zuletzt

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SPD-lerInnen für Frieden

Samstag, Tübingen. Die hysterischen, zu 98 Prozent negativen Kommentare zum Friedensmanifest der über 100 SPD-InitiatorInnen zeigen, wie weit sich Politik und Medien von der durchaus kontroversen Diskussion innerhalb der Gesellschaft entfernt haben. Es gibt viele Menschen, deren erster Gedanke war: Endlich!, es gibt noch unabhängige Denkende! Ein großes Dankeschön an Ralf Stegner, Rolf Mützenich und ca. 100 weitere ErstunterzeichnerInnen, die das Friedensprofil der SPD und die Grundüberzeugungen der SPD-Friedenskreise nicht kampflos aufgeben.

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Die Sache mit dem Senfkorn

Mittwoch. Ich treffe mich mit Monia, und indem wir über Vieles reden, wird mir klar, dass Eisenach viele Chancen gerade für meine Interessen bietet. Dass ich aber nicht so ganz auf dem richtigen Dampfer unterwegs bin. In Tübingen vor ein paar Tagen hatte ich ein Vorstellungsgespräch, bei dem mir – zuerst kapierte ich die Richtung gar nicht – ein Job als stellvertretende Schulleiterin angeboten wurde. Da habe ich aber gestaunt! Doch mein Schwerpunkt ist eindeutig das Kreative, Spontane, Lebenszugewandte. Und nicht die Verwaltung. Die Schulleiterin ließ sich von meinen Einwänden gar nicht beirren, spontane Sympathie auf beiden Seiten. In zwei

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