F. by Kehlmann

Donnerstag, im Zug nach B.N.  Und wieder ist es passiert.
Schuld ist „F“ von Daniel Kehlmann.
Warum ich es jetzt erst lese, wo das signierte Exemplar nachweislich seit 2013 in meinem Bücherschrank zwischen seinen vielen Kehlmann-Geschwistern steht, kann ich nicht sagen. Wie alle Romane vom großen D.K. ist es bestens geeignet, die Leserin, also mich, einzusaugen in eine aberwitzige, beklemmende, immer vage Handlung, die eindeutig nachhaltig auf mich wirkt. Ich sitze nicht mehr am Mainzer Bahnhof und warte auf den Zug, sondern in der Abendveranstaltung des unheimlichen Hypnotiseurs, der da so massiv in das Schicksal einer ganzen Familie eingreift. Oder im Atelier des falschen Malers Iwan, oder im Pfarrhaus des ungläubigen Geistlichen Martin, voller Faszination die Handlungsstänge um die jeweiligen Protagonisten verfolgend, die der Zufall immer wieder zusammenführt, als sei das menschliche Leben nichts als ein Hineingeworfensein in eine Welt aus Ungewissheiten, Unvorhersehbarkeiten, Umbrüchen.
Manchmal, ganz am Ende, ist es auch mal ein Umbruch zum Guten, rein zufällig. Ob einer, den der schicksalhafte Schleudergang vieler Jahre längst zu Boden gedrückt hat, das noch so wahrnehmen kann, darf bezweifelt werden.
Fatum. F.
Ich schaue auf und sehe dem Zug hinterher, der ganz geräuschlos davonfährt. Mein Zug. Heilige Scheiße. Noch vier Stunden bis zum Treffen mit PM und Freunden in Bad Neuenahr. Ich habe unhandliches Gepäck dabei. Der Mainzer Bahnhof ist schnell erkundet, also wieder zurück zum Bahnsteig und Buch raus. Zur Sicherheit stelle ich den Handywecker. Einmal habe ich sogar zwei Züge verpasst. Ich weiß nicht mehr, welches Buch es war, aber ich wollte nach Osnabrück, das weiß ich noch. Und dass ich sehr lange über eine gute Ausrede nachgedacht habe. Zeit genug hatte ich ja.