Ich nannte ihn Krawatte

Dienstag. Ich kenne auch Menschen, die so leben. Im japanischen Kulturraum gibt es für das Phänomen einen Begriff: Hikikomori. Dass man sich ändern kann, sich aus dem Sumpf rausziehen, macht mir Hoffnung.

Ein hoffnungsfrohes Buch also über die sog. Hikikomoris, Totalverweigerer einer extrem fordernden Gesellschaft. Und über die Überwindung dieser Haltung:
Auf einer Parkbank begegnen sich zwei Menschen, einer alt, der andere jung, beide radikal ausgestiegen aus dem Korstett gesellschaftlicher Normen und Ansprüche ihres jeweiligen Lebens. Im gegenseitigen Erzählen fassen sie zögernd wieder Fuß …

Wir haben für diese Art geistiger und körperlicher Abwesenheit keinen Begriff. Und doch gibt es sie auch bei uns: Junge Männer zumeist, die morgens nicht mehr aufstehen, nicht zur Schule oder zur Arbeit gehen, nie einen Abschluss machen, den Tag im Bett verbringen, gamen, Drogen konsumieren und allmählich den Bezug zur Wirklichkeit verlieren.

Milena Michika Flasars Roman ist bei aller notwendigen Krassheit zart, melancholisch und von großer sprachlicher Schönheit.