Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste (Jakob Hein)

Donnerstag. Der hochmotivierte Grischa aus Gera will loslegen:
Als bester Absolvent seiner Hochschule für Ökonomie tritt er seine erste Stelle in der Staatlichen Planungskommission Berlin an. Dort gibt es aber nichts zu tun, weshalb sein Chef ihn in die Tätigkeit des kunstvollen Wartens einweist.
Grischa will nicht kunstvoll warten, stattdessen arbeitet er einen Afghanistan-Plan aus: Zur Förderung der Handelsbeziehungen zwischen Afghanistan und der DDR. Doch Afghanistan hat nichts zu bieten außer Landwirtschaft – ja, aber Landwirtschaft mit Cannabis! Der Handel mit „Medizinalhanf aus afghanischer Produktion“ im Niemandsland des Grenzgebietes würde die Westjugend anlocken, mit ihrem Westgeld Cannabis zu kaufen. Zusätzlich zum Zwangsumtausch jedes Cannabiskäufers würde der Devisenhandel ungeahnten Schwung aufnehmen.
Grischa bekommt die Leitung des Pilotprojekts übertragen, seine Rechnung geht voll auf. Bis in einem Big Deal Fr. J. Strauß den Kollegen aus dem Osten eine Milliarde D-Mark bietet, wenn sie den inzwischen florierenden Handel wieder einstellen.
Dazu eine bezaubernde Freundschaft zw. Grischa und Cornelia Frühling … nachdem sich herausgestellt hat, dass … pssst, Spoileralarm!
Ein Lächeln auf den Lippen der Leserin ist bis zum überraschenden Ende dieser flotten Politsatire mit dem unaussprechlichen Titel garantiert: Eine Persiflage auf den Kapitalismus (mit Geld lässt sich alles machen), aber zu gleichen Teilen auch auf das DDR-System (hoch ausgebildet, hat Grischa nichts weiter zu tun als zu warten, die DDR hat ihm nichts zu bieten, doch er macht das Beste daraus). Leichte und leicht konsumierbare Ironiesalve inklusive heiterem Grundtonus.