Von Demos und Pfeifkonzerten

Montag, Eisenach. Noch nie gab es so große und gleichzeitig so disziplinierte Demonstrationen wie die Bauerndemos, die mit ihren endlosen Traktorschlangen und -aufzügen nun schon das 2. Wochenende  in ganz Deutschland den Verkehr in den Städten lahmlegen.
Sogar auf die Wartburg rücken sie an, nachdem sie hupend & blinkend durch Eisenachs Hauptstraße gezogen sind. Umfragen belegen, dass 90% der Bevölkerung hinter ihnen stehen, doch die Ampel weiß nichts Besseres zu tun als den Bauern rechtsextremistische Unterwanderung zu unterstellen.
Wie sehr solche Behauptungen an den Haaren herbeigezogen sind, zeigt sich besonders an der Verärgerung, die sie hervorrufen: Nicht nur, dass das Framing in die rechte Ecke Methode hat, es ist in seiner Hilflosigkeit auch so gefährlich kontraproduktiv. Nährt sich doch das kontinuierliche Erstarken der AfD unter anderem genau aus diesem so offensichtlich angstgesteuerten Agieren und Propagieren unserer Spitzenpolitiker*innen.
Die Bauernverbände haben sich schon im Vorfeld ganz klar gegen rechts abgegrenzt. Weshalb die medial kolportierten Unterstellungen an ihnen abprallen. Aber auch an der Bevölkerung: Die stellt sich mittlerweile sehr offen Fragen, die bis vor wenigen Monaten nur die Wenigsten öffentlich zu stellen gewagt hätten (Ausnahme: Sahra Wagenknecht): über das überhebliche Moralgehabe speziell der Grünen, über erteilte und von einem Tag auf den anderen wieder zurückgenommene finanzielle Zusagen, über die wirtschaftliche Situation im Land und deren Ursachen, über überzogene Ukraine-Subventionen, über die Sinnhaftigkeit der Russland-Sanktionen und die damit verbundene Teuerung der Lebenshaltungskosten und aktuell über die Lieferung von Kampfjets nach Saudi  Arabien – von Außenministerin Baerbock vor ein paar Tagen angeleiert und einen Tag später von ihrer Parteikollegin und Grünen-Vorsitzenden Ricarda Lang unumwunden kritisiert.
Ein wütender Mob hat kürzlich Bundeswirtschaftsminister Habeck den Landgang auf Hallig Hooge verwehrt. Und
Kanzler Scholz musste gestern beim zweiten EM-Vorrundenspiel der deutschen Handballer ein Pfeifkonzert über sich ergehen lassen.
Nicht schön, aber deutlich.
Deutlich genug, um in die Berliner Blase vorzudringen?