Donnerstag. Die zwei, die mich am Nachmittag besuchen, erzählen von ihrem Fantasyuniversum, von der Schule, vom „System“, dem es zu entkommen gilt.
Eine kannte ihren Vater nicht, bevor sie nach dem Tod der Mutter zu ihm kam, die andere lebte eine Zeitlang vor dem Vater versteckt. Von der Angst, ins „System“ zu geraten, in die staatliche Fürsorge, sprechen sie immer wieder.
Nach meinen 2-jährigen Eindrücken habe ich allerdings ein sehr positives Bild von diesem System und von den Jugendlichen, die dort integriert sind, doch es scheint sinnlos, Ängsten zu widersprechen.
Viele werden geschlagen, aber man sagt es niemanden, sagt die 13-Jährige ganz ruhig: Ich werde auch geschlagen.
Als der Kuchen aufgegessen ist, kommen sie noch einmal auf ihren Götterhimmel zurück. Es füllt mehrere Kladden. Die jeweiligen Eigenschaften der phantastisch gemalten Wesen sind alle dokumentiert. Sie haben sich ihr eigenes System kreiert, so bevölkert von Chararakteren wie die griechische Mythologie. Ein Gegenmodell zur Wirklichkeit? Eher ein Paralleluniversum; alle menschlichen Schwächen und Makel sind einbezogen, alle Ungewissheiten und Unverlässlichkeiten des Lebens auch.
Sie lassen sich nichts vormachen, sie wissen Bescheid. Sie sind sehr junge Erwachsene und machen das Beste daraus. Sie sind selbstbestimmt. Im Gehen fragen sie, wann sie wiederkommen dürfen.