Passt

Sonntag, Tübingen. Ruhige Tage in meiner ersten Heimat. Ich genieße meine Wohnung. Sie ist gemütlich. Sie ist so, wie ich sie haben will. Alles passt.
Wie immer ist die Schreibwerkstatt inspirierend, wir sind eine fröhliche, ernsthafte Truppe.
Tübingen ist unerträglich voll. Die Leute schieben sich durch die Gassen: Weihnachtsmarkt. Eine Bude an der anderen mit unvorstellbar sinnlosem Krempel (wie schön dagegen die Eisenacher Weihnacht). Dazwischen nervige Blockflötenquälgeister, die beharrlich Stille Nacht mit h statt b versauen, und Erwachsene im Kaufrausch.
Mecki und ich verziehen uns mit einem Becher Glühwein in eine Ecke und beobachten Passanten und lästern ein bisschen ab (macht uns nicht gerade zu besseren Menschen, tut aber hin und wieder tut).
Ich schreibe viel, hab vor wenigen Tagen einen neuen Gesprächspartner für mein Buchprojekt gewonnen, der mir immens wichtig ist. Beinahe einen Tag lang hab ich an seiner Interviewanfrage gebastelt. Und tadaaaa!, tags darauf kam die Zusage!
Hier fragen mich alle, wie es so ist “im Osten”. Ich weiß genau, dass einige nur darauf warten, dass ich meine Entscheidung bereue und zurückkomme. Ich bereue gar nichts. Ich will beides. Meine Entscheidung für Eisenach ist keine gegen Tübingen. In meinem Leben war schon immer alles irgendwie doppelt. Das ist eben so, scheint zu mir zu passen. Überhaupt fühle ich mich in letzter Zeit so passend. So eins mit der Welt. Hat man ja auch nicht alle Tage, dieses Gefühl.