Samstag. Frühmorgens, wenn die Wartburg noch im Nebel liegt
die Sonne die Häuserfassaden zum Leuchten bringt,
die noch ausgepackten Sachen vom Einkaufsbummel in Erfurt den Flur verstellen
– ein Staubsauger, ein Schirmständer, Tassen, kein Paar Schuhe –
PM noch schläft und vielleicht von seiner neuen Hütte träumt,
die heute ihr Dach bekommt?
weswegen Jochen demnächst aufschlagen wird
und später Martina, die Gute, aus Berlin Angereiste,
die freundlicherweise morgen den 101-jährigen übernimmt;
und ich an meinen Lehrauftrag denke,
drei noch unbekannte Klassen, fünfzig bis sechzig noch unbekannte Gesichter,
Neustart dazu: Erwachsene, die bisher nicht viel Glück im Leben hatten,
entscheiden sich für Kreatives Schreiben
– eine Gruppe Alleinerziehende
eine Gruppe Langzeitarbeitslose –
Herausforderung, neue Erfahrung
ganz anderer Einstieg, ganz anderes Konzept,
Grenzen und Potenziale austesten
vom Schreiben
vom Brückenbauen –
vielleicht scheitere ich?
wenn jetzt der Duft von Kaffee durchs Haus zieht
und die Wartburg die Wolkendecke abgeworfen hat,
dann erwartet mich
mit offenen Armen
der neue Tag.
Die Wartburg erwacht