Dienstag, B.N. Die Jugendlichen, die in Ahrweiler Kneipen Halloween feiern, stellen ihre Flaschen draußen auf der Bank ab, bevor sie geordnet die Kirche stürmen. Zum Kerzenanzünden!
Wir sitzen in Bell’s Wintergarten an dem Tisch direkt beim Kamin, lassen uns aufwärmen, lassen uns Salat und Garnelen (PM), bzw. Flammkuchen (ich) und einen schokoladigen Überraschungsnachtisch (beide) schmecken und bewundern die neuen Sitzmöbel in dem großen Gastraum, die schon blitzeblank geputzte Riesenküche, den ehemaligen Braukeller und den begehbaren Kühlraum („aber nur gucken!“) – fällt jetzt die Tür zu wie im Tatort?
Mit dem morgigen Allerseelenfest muss man in dieser schwerkatholischen Gegend doch mal darauf hinweisen, dass Luther ganze Arbeit geleistet hat. Jedenfalls besteht die Ablassgebühr für die Verstorbenen nicht mehr in klingender Münze, sondern in Gebeten und Bußübungen. Allerdings gibt es immer noch die komische Tradition vom Teilablass. Das heißt, die (katholischen?) Toten müssen dann doch ein bisschen länger in der Hölle schmoren …
Luthers Schriften kann man bis heute ohne Gähnen lesen. Seine Rhetorik untersteht dem absoluten Willen zu Vernunft und Leidenschaft. Er wollte wirklich die Leute erreichen. Das fasziniert mich.
Mystizismus & Gemeinschaftsgefühl contra Intellekt. Dieses archaische Ding mit dem Fegefeuer legt offen, was Protestanten am Katholizismus immer wieder so maßlos irritiert: Die der Bezahlmentalität zugrunde liegende Doppelbödigkeit. Und die geht gar nicht.