Gehen

Mittwoch. Wenn sie dich so ohne jeden Hintergedanken angucken und einer fragt dann, also wie ist das jetzt, gehen Sie weg, und du sagst, ja, ich gehe weg, und sie gucken so betreten und darauf eine: das ist echt schade, und sie nickt dabei und die anderen nicken auch, dann weißt du, dass du hier viel geschafft hast, weil sie dich sonst nicht jetzt schon vermissen würden. Bei Ihnen war es immer so gechillt, sagt wieder der eine, und ich frage, habt ihr denn auch was gelernt bei mir, so eine richtig doofe Paukerfrage, und sie sagen ja, aber gechillt gelernt, und das ist genau das, was ich immer gewollt habe, dass sie gechillt lernen, so eben fürs Leben und nicht fürs “Amt”.
Ich bin ja noch da, die Schreibwerkstatt mache ich doch noch bis zum Sommer, sage ich.
Das ist ein Trost, vor allem für mich selbst. Danach geht das hier ohne mich weiter. Ohne Schreibwerkstatt, die habe ich aufgebaut, die ist mein Baby sozusagen, und ob ich das woanders / in Eisenach nochmal mache, das zu sagen übersteigt mein Vorstellungskraft, ich würde aber sagen: Nein. Dauert viel zu lange, und meine Ziele sind jetzt andere. Was ganz schön hart ist, weil es Abschied bedeutet, ein Riesenabschied von mehr als zweihundert Jugendlichen, denen ich jeden Vormittag und jeden Nachmittag im Zweistundenrhythmus gegenübersitze, die Schreibwerkstatt ist ja nur das Sahnehäubchen, und die zu verlassen fällt mir am schwersten. Weil da die Besonderen sind, eine Ansammlung von Besonderen: Menschen, die schreiben.