Leute

Mittwoch. Auf der Feier von Ch. lerne ich die supersympathische H.S.  kennen, sozusagen eine Eisenacher Institution. PM kennt sie von früher, sie hat in ihrem Leben wahnsinnig viel auf den Weg gebracht, sprüht vor Fantasie und Unternehmergeist und hat, wie sie nebenbei erwähnt, gerade ein Café in Premiumlage eröffnet.

Da will ich mit Monia hin, fast gleichzeitig kommen wir an und stehen vor herabgelassenen Rollläden.  Hm, schade. Für die Öffnungszeiten der Eisenacher Geschäfte und Einrichtungen bräuchte man eine eigene App, vielleicht einer der Gründe, weshalb der Kapitalismus hier noch nicht so wirklich angekommen ist – jeder Laden hat seinen Tagesrhythmus. Ist ja irgendwie auch funny, außer man hat es eilig, und ich habe es fast immer eilig. Die beste Aufschrift steht auf der Immobilienabteilung einer Bank: Geöffnet, wenn jemand im Büro ist. Alltagscomedy.
Ich lerne auch G. kennen, ein Pulverfass voll irre vieler irre abgefahrener Geschichten, die sie gut getimt zündet. An ihren Füße  bollige Chanel-Sneakers, sie erzählt das so unprätentiös, wie sie auch über andere erstaunliche Dinge aus ihrem Leben erzählt. G. ist keine, die sich langweilt, lieber meldet sie sich als Komparsin auf der Aida und ist mit Prominenten auf du und du.
Dann ist da noch  L., mit ihrem wunderschönen Atelier, in dem sie eigene Werke ausstellt und Gemälde restauriert. Ihre Kundschaft reist aus ganz Deutschland an, sie versteht ihr Handwerk, wir treffen uns zum Tee in ihrer Werkstatt, und das ist eine so ganz andere Stimmung als die, aus der ich gerade komme, mit Krampf und Geschrei auf allen Ebenen. Hier sitzen wir in der Stille, der Tee dampft, durchs Fenster beobachten wir Passanten, die hereinschauen und weiterlaufen, Touristen oder Einheimische, L. kennt viele und erzählt mit ihrer leisen Stimme von Sofia, und wie das war, als sie hierher kam.