Yad Vashem

Yad Vashem ist ein Muss. Als Deutsche(r) kannst du dich da nur beschissen fühlen.

Wenn du einigermaßen gut informiert bist, überraschen dich weniger die Bilder und Texte, sondern vielmehr die konsequente Opferperspektive der Ausstellung. Die Täter sind Nebenfiguren und werden als solche lediglich benannt.

Vor der original Schindlerliste zu stehen, ist ein besonderer Moment. Spätestens da begreifst du, dass der Staat Israel die einzige mögliche Antwort auf den Holocaust ist.

Zum Glück, wirklich, habe ich Imre Kertesz‘ „Roman eines Schicksallosen“ im Reisegepäck und in den Tagen zuvor gelesen. Die sehr nachhaltigen Eindrücke des Romans ergänzen und intensivieren die bedrückenden Eindrücke von Yad Vashem. Und überhaupt auch die Intention dieser Einrichtung: Yad Vashem macht dem Betrachter deutlich, dass die Juden zu schuldlosen Opfern  einer historischen Verbrecherideologie geworden sind, die in Zukunft keine Opfer mehr sein werden.

So ist auch die Ausrichtung von Kertesz‘ Werk zu verstehen. Es „kommt“ nichts, was du nicht – auch – kommen lässt. Wie diese Erkenntnis langsam und Schritt für Schritt in dem erst 15-jährigen Protagonisten entsteht, indem er ein Jahr lang Auschwitz und Buchenwald in allen nur vorstellbaren Konsequenzen erlebt, ist die einmalige Leistung des Romans, die in Yad Vashem sozusagen ins Bild gesetzt wird.

Den sechs Millionen Einzelschicksalen, die hier erinnert werden, dem sechsmillionenfachen Leiden ist, wenn überhaupt, nur dieser eine Sinn abzuringen. Und nur auf diesem Hintergrund, so sehe ich das zumindest als Deutsche, aber nicht nur als Deutsche, sondern auch als durch das Glück der späten Geburt Begünstigte, darf von uns Außenstehenden Israels Politik ermessen werden.