Heimweh

Samstag, Eisenach. Als meine neue Freundin T. und ich aus dem Kino kommen, überfällt mich akuter Seelenschmerz. Dabei lässt das Eisenacher Kino keine Wünsche offen: fünf Säle, modern und komfortabel, wir haben sogar Liegesitze und hätten uns einen Cocktail mixen lassen können, bestünde da nicht die Gefahr im Liegen einzuschlafen. Alles gut, alles bestens.
Und als wir ins Freie treten, sehe ich plötzlich das Arsenal vor mir, mein geliebtes, verratztes Tübinger Kino, wo die Sitze hart und die Reihen eng sind, aber wen hat das gestört? Ich bekam fast immer meinen Lieblingsplatz, ich mochte den Geruch nach altem Holz und Bier und den kleinen Kneipenraum und die Toiletten mit den bunten Flyern zum Mitnehmen. Und wenn ich rauskam nach einem Film, dann waren da die Lichter der Langen Gasse , und wir – PM oderwerauchimmer – haben überlegt, wo wir jetzt noch hingehen …
Du bist aber missmutig heute, sagt T. Sie ist besorgt und bemüht und irgendwie ratlos.  Wo wir doch gerade diese tollen Liegesitze …
Nee, ich hab bloß so ein bohrendes – was eigentlich?, denke ich und sage nichts. Hilfe, das fühlt sich ja direkt an wie LIEBESKUMMER. Ist aber – HEIMWEH? Echt jetzt? Habe ich je im Leben Heimweh gehabt? Und muss ich das unbedingt noch nachholen? Ach Du Scheiße!