Alptraum

Freitag, Eisenach. Das Haus ist Spinnen- und Uran-verseucht. Handtellergroße, schwarze Flecken an den weißen Wänden, ich habe sie jetzt schon zu oft gesehen. Es geht darum zu unterscheiden: Uran oder Spinnentier? Staubsauger oder – wie kriegt man Uran von den Wänden? Zu allem Überfluss öffnet sich die Dachluke wie von selbst, ein schwarzer Schwall ergießt sich über den Flur, bewegt sich als krabbelnder Teppich über die Marmorfliesen (von denen ich wenigen Wochen zuvor in stundenlanger Kleinarbeit die jahrzehntealte Patina abgekratzt habe) mit selbstverständlichem Selbstbewusstsein in alle Richtungen …

Es ist ihre Haltung, die mich am meisten erschreckt.

Zum Glück wache ich auf. Die Spinnen sind real, jeden Tag eine, an manchen Tagen sind es zwei. Im Gang, im Bad, in PMs Arbeitszimmer. In der Badewanne. Bisher noch nicht unterm Bett, ich glaube, dann bin ich mal weg. Ich garantiere für nichts mehr. Nachts oder morgens sitzen sie da, verharren im plötzlichen Lampenlicht in fetter Präsenz und sagen mir direkt ins verschlafene Gesicht: Du schaffst es nicht.

Stehen für alles, was mir Angst macht, das ist einfachste Küchenpsychologie. Der Unsinn mit dem Uran muss sich aus der Doku eingeschlichen haben, die ich gestern gesehen habe: Atommüll leicht gemacht. Die neuen AKWs mit ihrer angeblich easy Entsorgung – werden es am Ende die Grünen sein, die ihre Aktivierung vorantreiben?

Wir geben Insektengitter in Auftrag. Ein neues Kellerfenster. Eine Gummidichtung an der Zwischentür. Irgendwo müssen sie reinkommen. Gereizt am Frühstückstisch. Der Preis für ein Leben im Wald ist, was mich angeht, ziemlich hoch.