Schwerter zu – Langstreckenraketen

Donnerstag, Tübingen. In Deutschland sollen wieder Langstreckenraketen stationiert werden, außerdem neu entwickelte Überschallwaffen mit noch größerer Reichweite. Juhu, in wenigen Minuten bis nach Russland! Dann kann ja nichts mehr schiefgegen.

Zuletzt waren vergleichbare Waffen in den 1990er Jahren in Deutschland stationiert gewesen. Dagegen sind wir in den Achtzigern zu Hunderttausenden auf die Straße gegangen – erfolgreich. Im Westen gegen Nachrüstung und Stationierung atomarer US-Waffen, im Osten gegen die Aufrüstung des Warschauer Pakts. Das Antimilitarismus-Programm Schwerter-zu-Pflugscharen, Sitzblockaden, Menschenketten und Friedensdemonstrationen machten in beiden Teilen Deutschlands Mut und veränderten Politik und Zeitgeist.
Nach Michail Gorbatschows unfassbar großzügigem, weil zunächst einseitigem Angebot 1985, atomar abzurüsten, kam es tatsächlich zu der Vereinbarung zwischen USA und UdSSR, die Produktion von Atomwaffen auf beiden Seiten zu beenden und den Bestand zu reduzieren. Ein Ende des atomaren Wettrüsten war in greifbare Nähe gerückt. Die Menschheit hatte die Hoffnung, endlich in eine friedfertige Zukunft blicken zu dürfen.
Heute, auf dem NATO-Gipfel, wischen die Bündnispartner USA und Deutschland mit ihrer Einigung über die neu aufgelegte Stationierung die ganze gute Zielrichtung der Friedensbewegung mit einem Handstreich vom Tisch. Die Bürger*innen werden nicht gefragt. Die Aufrüstungsspirale dreht und dreht, als hätte es niemals Abrüstungs- und Friedensverhandlungen zwischen den Supermächten gegeben. Zig Milliarden werden verbraten. Wenn die Arsenale erstmal voll sind, was dann?
Die Politikerriege rätselt, warum sich die Stimmung der Bürger*innen im Sinkflug befindet. Wo doch so gut auf uns aufgepasst wird …