Donnerstag. Aufgewacht, und die Welt ist eine andere. Nicht gerade in meiner noch schummrigen Küche, wo ich wie immer hastig ein Frühstück zusammenzimmere, bevor es losgeht. Aber draußen! MAGA als neue Hymne der USA, und an der Spitze ein talentierter Stand-Up-Comedian mit, wie ich zugeben muss, hohem Unterhaltungswert. Ach, und plötzlich ist ja auch noch die Ampel weg. Der Lotse hat den Leichtmatrosen von Bord geschubst. Und schickt noch einen auf allen Kanälen fleißig geteilten verbalen Arschtritt hinterher, der an Giftigkeit kaum zu überbieten ist. (Beschuldigungssalven statt Selbstreflexion in the old Style, genau das, was an der Ampel so unendlich genervt hat).
Die unwissende, aber interessierte Bürgerin enthält sich eines Urteils über den Streitapfel der Ampel-Alphamännchen: Lockerung der Schuldenbremse, um die Wirtschaft zu pushen und vor allem, die Waffenlieferungen an die Ukraine noch weiter aufzustocken – aber vielleicht ist das auch das gleiche? Während in Deutschland Brücken und Schulen verrotten und Millionen Rentnerinnen und Rentner in Armut leben? Ich frag ja nur …. Genau drei Mal hebt der Lotse in seiner Rede gestern Abend die Investition in die Ukraine als überlebensnotwendig hervor (Rhetorik-Proseminar). Ob die aufgebrachten, verängstigen Bürger*innen sich davon überzeugen lassen?
Die Rede des Lotsen – dessen allerdings ist sich die am Wort geschulte Bürgerin sicher – hat längst in der Schublade gelegen, enthielt keine einzige spontane Formulierung bzw. Emotion, war kalkuliert.