Jetzt und hier

Arbeiten, ich will arbeiten. mich nicht ablenken lassen von den Ereignissen in Paris und Köln und SaudiArabien und Afghanistan und Syrien und –

hier ist mein Arbeitsplatz, und es ist scheißegal, ob irgendwo gerade was hochgeht oder nicht, solange ich einen neuen Kontakt an Land ziehe, solange ich bei der Sache bleibe, bei meinem Buchprojekt, das so unendlich mühsam…

Es ist ein gutes Projekt, ich weiß es. Das, was ich schon habe, überzeugt. Mich. Und andere. Da liegt sie, die Liste der explizit interessierten Verlage, Ergebnis der Vorgespräche auf der Buchmesse im Oktober –

Ja! Sag dir das. Hundert und tausend Mal. Häng die Liste an die Tür, an den Spiegel, an die Abzugshaube, dass du sie siehst.

Terminänderungen, Absagen, das auch, aber auch wunderschöne Zusagen. Die Hoffnung machen.

Augenblicke von höchster Euphorie wechseln mit Niedergeschlagenheit und Mutlosigkeit. Manchmal reicht eine blöde Anmache von Leuten, die zufällig reinfunken mit ihren Einwänden und Bedenken, und schon hast du sie an der Backe, die dich frustrieren wollen, weil sie ihren eigenen Frust nicht ertragen, weil sie schlecht geschlafen haben oder sonst was Schlechtes ihnen auf der Seele rumalbert, und sie lenken mich ab mit dem, was maximal IRRELEVANT ist – jetzt! bitte! nicht!

 

Hintergründe

Dass der Anschlag auf das Bataclan in Paris einen antisemitischen Hintergrund hatte, wurde in unseren Medien kaum oder gar nicht erwähnt. Mein lieber Sohn T. hatte mich aber darüber schon informiert; er kannte sogar den von den Terroristen erschossenen Merch-Verkäufer der Eagles of Death Metal, die am Abend des 13. Novembers 2015 im Bataclan aufgetreten und Ziel des Anschlags waren (und war entsprechend schockiert).

Hab eine neue Internetseite gefunden, Lizas Welt, die eine linke und konsequent proisraelische Haltung einnimmt (und sich außerdem dem Fußball verschrieben hat). Hier  fand ich die Buchempfehlung: Davidstern und Lederball von meinem alten Schulfreund Dietrich Schulze-Marmeling, (Marme), ha!

Der folgende Artikel über die Pariser Anschläge im Bataclan ist ebenfalls Lizas Welt entnommen:

 

Bataclan: Ein antisemitischer Anschlag

Zum Foto: Das »Bataclan« am Boulevard Voltaire in Paris

Kaum etwas bringt die Ideologie von Islamisten so auf den Punkt wie jener Satz, mit dem al-Qaida im März 2004 ihre mörderischen Anschläge von Madrid höchstselbst erklärte: »Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod.« »Ihr«, das ist in den Augen dieser besessenen Muslime der gottlose, verderbte Westen mit seinen selbstbewussten Frauen, seiner selbstbestimmten Sexualität, seinen Amüsiervierteln (inklusive Alkohol und Drogen), seinen Wahlmöglichkeiten, seinen Zweifeln, Widersprüchen und Kompromissen, seiner Individualität und seinem Freiheits- und Gleichheitsversprechen. Als »Hauptstadt der Prostitution und des Lasters« hat der »Islamische Staat«, der nichts anderes kennt als Freudlosigkeit, Unterwerfung und Vernichtung, dann auch die französische Kapitale Paris in seinem Statement zu den koordinierten Terroranschlägen vom Freitagabend bezeichnet. Seine Selbstmordattentäter schlugen gezielt und koordiniert dort zu, wo man sich in Metropolen am Wochenende vergnügt: bei einem Konzert, in einer Bar, in einem Restaurant, im Fußballstadion. Sie wollten mit Macht den Tod dorthin bringen, wo man sich des Lebens in besonderem Maße erfreut.

Dass sie dabei auch das »Bataclan« im beliebten elften Arrondissement als Anschlagsziel auswählten und dort besonders viele Menschen ermordeten – 89 sind es nach dem derzeitigen Stand der Dinge –, dürfte alles andere als ein Zufall gewesen sein. Denn das seit 1865 bestehende Veranstaltungslokal am Boulevard Voltaire wurde bis vor kurzem von jüdischen Eigentümern geführt, Pascal und Joel Laloux. Im September verkauften die beiden nach 40 Jahren die Konzerthalle, weil sie – wie so viele französische Juden in diesem Jahr – nach Israel auswanderten. Zuvor hatte es dort regelmäßig proisraelische Veranstaltungen gegeben, beispielsweise eine jährliche Gala der jüdischen Organisation Migdal zugunsten der israelischen Grenzpolizei Magav. Seit 2007 befand sich das Etablissement – von dem der Frankreich-Korrespondent der Tageszeitung »Die Welt«, Sascha Lehnartz, schreibt, es gebe »wahrscheinlich keinen freieren, jüngeren, lebenslustigeren, offeneren Ort« in Paris – deshalb im Visier »antizionistischer« Gruppen.

Im Januar und im Dezember 2008 kam es jeweils zu heftigen Protestaktionen, vor allem die zweite Manifestation hatte es in sich. Eine Gruppe vermummter Demonstranten mit Palästinensertüchern drohte damals: »Wenn das Bataclan und Migdal wie in den vergangenen Jahren eine Gala für Magav organisieren, die Grenzpolizei der israelischen Armee, werden das die Leute nicht mehr unterstützen, und ihr werdet die Konsequenzen eurer Taten tragen. Das nächste Mal kommen wir nicht zum Reden.« 2011 sagte ein Mitglied der salafistischen Terrorgruppe »Jaish al-Islam« (Armee des Islam) der französischen Wochenzeitschrift »Le Point« zufolge bei einem Verhör des französischen Inlandsgeheimdienstes: »Wir planen einen Anschlag auf das Bataclan, weil die Eigentümer Juden sind.« Im September 2015 wurde bekannt, dass sich »Jaish al-Islam« dem »Islamischen Staat« angeschlossen hat. So schließt sich der Kreis.

Am Freitagabend gaben die »Eagles of Death Metal« ein Konzert im »Bataclan« – und auch sie dürften im Fokus der Terroristen gestanden haben. Denn erst unlängst spielte die Band im »Barby Club« in Tel Aviv, und dabei bekundete ihr Frontmann Jesse Hughes laut der Tageszeitung »Jerusalem Post« offensiv seine Solidarität mit Israel. »Einen Ort wie diesen würde ich nie boykottieren!«, sagte er, und: »Ich habe mich nie zuvor so zu Hause gefühlt wie hier!« Der »Pink Floyd«-Mitbegründer Roger Waters – ein besonders penetranter Aktivist der antiisraelischen BDS-Bewegung, die für Boykotte, Desinvestitionen und Sanktionen gegen den jüdischen Staat eintritt – hatte die »Eagles« zuvor in einer E-Mail aufgefordert, nicht in Israel aufzutreten. Hughes sagte während des Konzertes, er habe ihm in lediglich zwei Wörtern geantwortet (»F*ck you!«).

»Der Feind wird nur dann zum absoluten Feind, wenn er als Kollaborateur der Juden und ihrer unmittelbaren Verbündeten identifiziert ist«, schrieb Gerhard Scheit bereits vor elf Jahren in seinem Buch »Suicide Attack« über die Logik der Selbstmordattentate. Die Täter im »Bataclan« haben die Veranstalter, die Band und die Konzertgäste samt und sonders als solche absoluten Feinde identifiziert und deshalb nicht gezögert, sie zu exekutieren, solange die Munition reichte. Als schließlich die Polizei eintraf, haben sie ihre Sprengstoffgürtel gezündet. Es war dies die »Fortsetzung des Pogroms mit anderen Mitteln« als »Privatisierung staatlicher Vernichtungsaktionen« (Scheit), »die Intention wird ohne direkte Verfügung über das Gewaltmonopol des Staates verfolgt – so hat die Aktion selbst den Anschein von Ohnmacht und bietet sich der Deutung als ‚Verzweiflungstat‘ an“. Wie nicht anders zu erwarten macht deshalb einmal mehr die kreuzdumme Frage die Runde, was »wir« »ihnen« bloß angetan haben, dass sie »so etwas« tun.

Vernachlässigt wird demgegenüber in der Berichterstattung hierzulande – ebenfalls kein bisschen überraschend –, dass es sich bei dem opferreichsten Angriff von Paris um einen antisemitischen Anschlag handelt. Ob die Ermordeten selbst jüdisch sind oder nicht, spielt dabei eine untergeordnete Rolle, denn entscheidend ist in diesem Zusammenhang die Intention der Täter – und die ist eindeutig. Dass darüber gleichwohl nicht gesprochen wird, sagt eine Menge aus. Um keinen Preis will man eine Linie von Paris nach Israel ziehen, wo man Selbstmordattentate schon zu Beginn des Jahrtausends kennenlernte und anderen Formen islamistischen Terrors täglich ausgesetzt ist. Konsequenterweise wird der jüdische Staat fast immer ausgespart, wenn die Medien Übersichtskarten veröffentlichen, auf denen Orte von Anschlägen verzeichnet sind. Und er fehlt auch in Bilderstrecken von Solidaritätskundgebungen für die Opfer des Terrors, obwohl in Israel nach Ereignissen wie in Paris regelmäßig demonstriert wird.

»Frankreich und Israel teilen dieselben Werte der Freiheit und sind entschlossen, zusammenzuarbeiten, um den Jihadisten-Terror zu bekämpfen«, sagte der israelische Verteidigungsminister Moshe Yaalon dennoch. »Auch wenn diese Terrorattacken die Franzosen unmittelbar getroffen haben, so ist es doch ein Angriff auf die gesamte freie Welt und die Demokratie.« Eine solche klare Solidarisierung wünschte man sich nach Angriffen auf den jüdischen Staat von Europa auch einmal.

Zuerst veröffentlicht auf Fisch + Fleisch.

Zum Foto: Das »Bataclan« am Boulevard Voltaire in Paris.

Scharia-Staat Saudi-Arabien und das Auswärtige Amt

Saudi-Arabien hat gestern 47 Menschen exekutiert. Offiziell werden sie des Terrorismus‘ beschuldigt. Unter den Todeskandidaten befand sich auch der prominente schiitische Geistliche Scheich Nimr al-Nimr, der ein entschiedener Gegner des sunnitischen Königshauses in Riad ist und der die Abspaltung der mehrheitlich schiitischen Regionen Katif und al-Ihsaa im Osten des Landes befürwortet hat.

Das ultra-konservative Königreich, in dem eine besonders gnadenlose Auslegung des islamischen Rechts der Scharia gilt, richtete im vergangenen Jahr laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP 153 Menschen hin. Im Zuge der steigenden Exekutionen suchten die saudischen Behörden im vergangenen Jahr per Stellenanzeige acht neue Henker. (SPON 2.1.2016)

„Die im Land übliche Enthauptung erfolgt in den Vormittagsstunden auf einem öffentlich zugänglichen Platz. Bis Anfang der Neunziger Jahre war es üblich, Hinrichtung am Freitag nach den Mittagsgebeten zu vollziehen, doch finden Hinrichtungen seit einer Reihe von Jahren auch an anderen Tagen statt.
Das Ritual ist kurz: Der Delinquent wird mit einem Wagen vorgefahren und muß sich an einer bestimmten Stelle, einem Graben, gefesselt niederknien. Die Augen werden ihm verbunden. Der Scharfrichter gibt ihm einen Stoß in den Rücken, sodaß er sich aufbäumt, und schlägt im nächsten Moment mit dem Schwert zu. Bei einem geübten sicheren Schlag fällt der Kopf sofort zu Boden, das Blut fließt in den Graben.
Doch gibt es auch Berichte von Scharfrichtern, die nicht so sicher zuschlagen, und deren vorgenommene Hinrichtung zu einer schrecklichen Schlachterei wird.
Was mit dem Körper des Hingerichteten geschieht, und ob die Angehörigen die Leiche für eine Beerdigung erhalten dürfen, ist nicht bekannt.“ (Edith Friedl auf Facebook)

Das Deutsche Auswärtige Amt schreibt im August 2015:

Politische Beziehungen

Die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Saudi-Arabien sind traditionell eng und im Allgemeinen spannungsfrei. Sie wurden durch den Freundschaftsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Hedjaz, Najd und der zugehörigen Gebiete bereits 1929, das heißt drei Jahre vor der Proklamation des Königreichs Saudi-Arabien, formalisiert. Deutschland unterhält seit 1954 diplomatische Beziehungen zum Königreich Saudi-Arabien. Wie auch in anderen arabischen Ländern genießt Deutschland Sympathie; vielfach wird eine größere deutsche Rolle in der Weltpolitik gewünscht, insbesondere bei der Lösung des Nahost-Konflikts, aber auch anderer Regionalkonflikte. Bundeskanzlerin Merkel reiste im Februar 2007 und im Mai 2010 nach Saudi-Arabien. Bundesaußenminister Steinmeier besuchte Saudi Arabien zuletzt im Oktober 2014.

König Abdallah besuchte im November 2007, Außenminister Prinz Saud al-Faisal 2008 und im Februar 2011 Deutschland. Der seit Juni 2015 amtierende Außenminister Adel Jubair hat Deutschland im August 2015 besucht. Die Beziehungen zwischen dem Deutschen Bundestag und der Beratenden Versammlung (Schurarat) haben sich in den letzten Jahren ebenfalls vertieft (Besuch einer Delegation des Schurarats in Berlin auf Einladung des Deutschen Bundestages im Mai 2011). Zuletzt besuchte Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Gabriel anlässlich der 19. Sitzung der gemeinsamen Wirtschaftskommission im März 2015, sowie der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer im April 2015 Saudi- Arabien. Im Jahr 2014 besuchten der Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, Bundesminister a.D. Norbert Röttgen und der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Wirtschaft und Energie, Bundesminister a. D. Peter Ramsauer Saudi-Arabien.

Wirtschaftsbeziehungen

Saudi-Arabien war dank der hohen Öleinnahmen in der Lage, deutsche Produkte und Dienstleistungen in nennenswertem Umfang einzuführen, und tat dies auch mit steigender Tendenz. 2014 betrug das bilaterale Handelsvolumen ca. 10 Mrd. Euro, etwa soviel wie im Vorjahreszeitraum.

Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/SaudiArabien/Bilateral_node.html

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