Mittwoch. Geschenke sind das, wofür du nicht kämpfen musst. Hab mir heute nichts geschenkt.
Kategorie: 2018
25 km/h
25 km/h ist ein sehr schöner, entspannter, stellenweise lustiger Film. Auf die leise Art lustig. Deep genug, um nicht für einfach gestrickt zu gelten. Das sieht PM zwar anders, aber (heimlich) gelacht hat er auch.
Ich habe schon immer gefunden, dass Kinos, wie Klos, nach Männern und Frauen getrennt sein sollten: Rechts die Agententhriller, links die Beziehungskomödien/-tragödien. Anschließend trifft man wieder zusammen auf ein Glas Wein, wobei ein Thema vermieden werden sollte: Die gerade geschauten Filme. Nichts ist abtörnender als mündliche Inhaltsangaben von Filmen, die du selber nicht gesehen hast.
25 km/h ist ein Beziehungsfilm. Es geht um die Beziehung von zwei entfremdeten Brüdern und darüber hinaus ums Abhauen, um Selbstfindung. Ein Roadmovie auf Mofas mit je einer Prise Easy Rider, Verlorenem Sohn und Autobiografischem – fast jeder erkennt darin einen Teil von sich wieder.
Und, ja: Bjarne Mädel, Lars Eidinger und Franka Potente in den Hauptrollen!
Land in Sicht
Die Fotos und Copyrights meiner Interviewpartner*innen sind alle beisammen. Was noch fehlt, sind die Vitas. Gestern kam der erste Entwurf des Layouts. Guter Schrifttyp, die Überschriften sind in einem anderen Typus und mittig gehalten. Mir gefällt, dass der Verlag diese Abläufe so demokratisch gestaltet.
Was nach Endspurt aussieht, zieht sich aber noch. Der Rücklauf der Kapitel wird bis Februar gehen, und das Einarbeiten der Korrekturen nimmt mir niemand ab.
Heute Abend kommt PM …
Doppelmoral
Freitag. Man hat es sowieso nicht geglaubt, als Merkel gestern vom Lieferstopp für Waffenexporte nach Saudi-Arabien sprach. Und heute hören wir es: Das Embargo gilt nur für zwei Monate.
Der saudische Prinz hat Narrenfreiheit. Sei es der zerstörerische Krieg im Jemen, die Entführung des libanesischen Regierungschefs oder der Mord an einem unliebsamen Regierungskritiker, Menschenrechtsverletzungen pflastern den Weg des MbS. Und wieso auch nicht? Für keine seiner Gräueltaten zieht der Westen ihn zur Rechenschaft. Die Regierungschefs und ihre Außenminister flattern ein bisschen mit den Flügeln, doch sie kehren schon wieder zum Alltag zurück, als sei nichts gewesen.
Wofür dann die Aufklärungsarbeit?, fragt man sich.
Frage
Donnerstag. Was, wenn du deinem ehemaligen Folterknecht, sagen wir, auf der Straße, begegnest und du erkennst ihn erst nicht, weil er jetzt einen Geckenbart trägt und seine Bäckchen blitzen so blank daraus hervor, dass du an ein Riesenbaby denken musst, und der zwinkert dir zu, als wollte er sich die Mittagszeit mit einem Pläuschchen vertreiben, und, so what!, warum nicht mit dir?
Deal
Mittwoch. Mit zweien, die nicht gelernt haben zu schreiben, die damit über die Jahre irgendwie durchgerutscht sind, einen Deal abgeschlossen. Per E-Mail schicken sie mir jeden Tag Texte, Inhalt egal, und ich schicke sie mit Fehleranalyse und dem entspr. gramm. Regelwerk versehen wieder zurück.
Bisher funktioniert es. Der eine entwickelt, ausgehend von einem Impuls-Satz, eine Fantasy-Reisegeschichte, die mich an In achtzig Tagen um die Welt erinnert. Der andere schreibt kleine Reflexionen über sich und das Leben. Sie können eigentlich doch schreiben. Wenn mal einen Tag nichts kommt, hake ich nach und provoziere sie mit Fragen.
Jeder kann doch irgendetwas, schreibt der andere heute.
Eine spannende Reise …
Langer Tag
Dienstag. Bis halb vier morgens korrigiert. Zweieinhalb Stunden gepennt (als ob!), Weckerklingeln und dann zehn Stunden Dienst im „Amt“. Einmal fast eingeschlafen. Abends bei Sudoku und Die Höhle der Löwen die Work-Life-Balance (ha!) wiederhergestellt. Es gibt Tage, da bist du froh, wenn sie vorbei sind.
Blick aus dem Fenster am Morgen
Montag. Eine geputzte Fensterscheibe, eine fertige Arbeit, eine neue Glühbirne, eine nie getragene und neu entdeckte Bluse, frisch lackierte Nägel, ein warmes Bad … kleine Auferstehungen.
„Es gibt keine Natur des Menschen, die den Menschen festlegt, sondern der Mensch ist das, wozu er sich …“
On y va!, Monsieur Sartre …
Schlau
Das macht die türkische Regierung doch sehr schlau, das Beweismaterial über die Ermordung Khashoggis nur häppchenweise rauszulassen. Auf die Weise schlägt Grinseprinz MbS immer neue Haken, um sich reinzuwaschen, verstrickt sich immer tiefer in sein aberwitziges Lügengespinst, zeigt sein wahres Gesicht. Und zwingt die Außenminister dieser Welt zu einer Reaktion (oder doch nicht, wenn die USA oder Deutschland o.a. ein Waffenembaro gegen Saudi Arabien verhängen wollten, hätten sie es längst tun können …).
Und jetzt die CIA: Kein anderer als der saudische Kronprinz sei es gewesen, der Khashoggis Ermordung angeordnet habe. Belegt wird die geheimdienstliche Einschätzung mit Mitschnitten der Telefonate zwischen dem Prinzenbruder und Khashoggi sowie zwischen dem Mörder-Einsatzteam und hochrangigen Mitarbeitern des Prinzen.
Wird diese Erkenntnis die Welt verändern?
Klare Ansage
Gerade in diesen Zeiten ein so wichtiges Statement. Dank an das Epplehaus hier in Tübingen, dass ihr immer klare Ansagen macht und Haltung beweist!