Die Unfähigkeit mitzuleiden

Montag, Eisenach. Dass Greta Thunberg die Hamas verbal unterstützt, ist schlimm genug. Dass sie die Hamas-Gräuel vom 7. Oktober mit keinem Wort erwähnt, dafür aber rechtsextreme Verschwörungsmythen kolportiert und das Wording von BDI-Frau Naomi Klein von palästinensischen “Märtyrern” nachschwätzt, ist einfach nur erschreckend. Denn Thunberg hat Einfluss. Jetzt rätseln alle möglichen Interpreten über alle möglichen Ursachen für ihr so radikales wie unhistorisches Weltbild. W. vermutet dahinter ihre Autismusdiagnose, sie mache Thunberg unfähig zu Mitleid mit den jüdischen Opfern des Überfalls (des Holocausts?).

Da fällt mir ein: Die Unfähigkeit zu Trauern, dieses philosophische Weltklassewerk des Ehepaares  Alexander und Margarete Mitscherlich, habe ich bei PM in Ahrweiler über die Jahre in Wochenend-Abschnitten gelesen, markiert und kommentiert. Allein die Kommentare an den Seitenrändern hätten eine kleine Seminararbeit abgegeben. Das Buch ist, wie alles andere in PMs Haus auch, der Flut vom 14./15. Juli 2021 zum Opfer gefallen. Solche Sachen fallen uns manchmal ein, und dann gibt es uns einen Stich ins Herz und der ist auch schnell wieder vorbei, weil der Verlust unwiderruflich ist. (So wie meine Eltern von ihrem Kuscheltier, ihrem Lieblingsbuch – das farbig illustrierte Dschungelbuch -, ihrer Sandkiste gesprochen haben, und als Kind hast du kapiert, dass diese Dinge nur noch in ihren Erinnerungen existieren und hast ihre Trauer und Fassungslosigkeit über die verlorene Welt gespürt …)

Ich persönlich mochte Greta Thunberg immer wegen ihrer Ernsthaftigkeit und Unbestechlichkeit. Schade, dass sie jetzt so falsch abbiegt.