Tempo und Esprit

Sonntag, Tübingen. Für ein paar Tage in der alten Heimat und nur schönste Dinge auf der Agenda.
Donnerstag: Besuch im “Amt” – oh, wie köstlich, morgens einzulaufen wie schon hunderttausend Mal zuvor und mit dem Laden nichts mehr am Hut zu haben. Nur Wiedersehensfreude, Sich-Feiern-Lassen, tolle Gespräche (miss you!). Und wie ich an meinem alten Platz sitze, werde ich von manchen so nebenbei begrüßt, als merkten sie gar nicht, dass ich nur auf Besuch bin.
Beim Treffen mit MR merke ich aber, wie schmerzlich ich das schnelle Ping-Pong zwischen uns vermisse, wo ein Satz den anderen gibt und wir uns gegenseitig hochschaukeln, dass die Funken sprühen.
Am Abend empfange ich die Erwachsenen-Schreibwerkstatt bei mir zu Hause (offizieller Grund für meine regelmäßigen Fahrten nach Tübingen). Und wieder so bereichernde, wundervolle Stunden voller Intimität und Vertrauen, ohne die gute Textarbeit in der Gruppe nicht funktioniert.
Freitag und Samstag: Freunde-Hopping mit A. , B. und Mecki, immer im Ludwigs.
Freitagmittag: Treffen mit den Leuten vom Hölderlinturm; sie werden ab Dezember meine Schüler*innen-Schreibwerkstatt übernehmen und diesen tollen Jungs und Mädels, deren Schreiben ich über viele Jahre begleiten durfte, hoffentlich eine neue kreative Heimat bieten.
Einer von ihnen ist nicht nur ein begnadeter Schreiber, sondern auch ein hochtalentierter Schauspieler: Immanuel K., seit der 6. Klasse engagiertes Mitglied meiner Schreibwerkstatt und auch des LTT-Jugendtheaters. Und so ist es nur folgerichtig, dass er heute Abend in einer beachtlichen Rolle in dem Tatort Vergebung zu sehen ist. Aufregend, seinen Namen im Abspann zu entdecken. Ich gratuliere ihm direkt und wir schreiben uns eine Weile hin- und her, während ich ihn gleichzeitig im Fernsehen sehe.
Ich bin traurig, dass dieses Kapitel vorbei ist. Im Hölderlinturm haben wir am 14. Dezember noch eine Veranstaltung / Lesung mit Podiumsdiskussion, danach werde ich sie wohl nicht mehr sehen.
Heute Mittag mit A. im Kreuzberg gegessen, danach noch bei ihr zuhause Kaffee getrunken. Morgen früh kommen Handwerker wegen der Wohnungstür, dann geht’s mit prallgefülltem Gepäck wieder zurück nach Eisenach. Irgendwie brauche ich dieses Hin und Her, obwohl es mich andererseits total nervt.
Kann man zwei Heimaten gleichzeitig haben? Besser als gar keine, oder?