Gewalt, AfD und die DB

Donnerstag. Wir haben ein Gewaltproblem. Und dieses Problem ist direkt nach ca. 30 Jahren in der Politik und in den Medien angekommen – dank der Silvesterkrawalle in Berlin, Bonn, Stuttgart, Hannover, Hagen …
Die Normalos hat es längst erreicht, weil sie sich im Alltag konkret damit auseinandersetzen müssen: Mit meinen Kindern spielte ich Handlungsoptionen durch, wenn sie mal wieder vom Fahrrad gerissen und nach Geld abgesucht oder später im Stadtpark von Gangs körperlich attackiert oder angepisst worden waren (im wörtlichen Sinn). Es war die Zeit, in der selbst im beschaulichen Tübingen die Jugendlichen auf den Trichter kamen, sich auf dem Heimweg von Fußballplatz oder Musikschule lieber in einer Gruppe fortzubewegen als alleine. Es war die Zeit meiner 2-jährigen Ausbildung am Stuttgarter Literaturhaus: mehrmals wöchentlich führte mein Weg mich abends vom Ausbildungsort zum Bahnhof durch einen riesigen Teppich von jungen, feixenden Männern, die aggressiv,  anbaggernd und Angst machend jede Frau terrorisierten, die an ihnen vorbei musste.
Heute ist nix mehr mit Feixen. Heute wird mit der Knarre in Polizeiautos und Notarztwagen geballert, bevorzugt an Silvester in den Großstädten. Leute mit Böllern beschießen, Brandanschläge, Straßenschlachten – der Krieg gegen Polizisten und Rettungskräfte als Stellvertreter des Rechtsstaates ist längst kein Einzelfall mehr. Die Domplatte von Köln war der Vorgeschmack. Ohne die massenhaften Anzeigen der betroffenen Frauen wäre auch dieses Schock-Ereignis im Sand verlaufen.
Die Täter der Berliner Randale sind festgenommen – und freigelassen. Warum wirkt der Staat so seltsam gelähmt? Warum erschöpfen sich die Maßnahmen führender Politiker*innen wie Berlins OB Giffey in Appellen und Aufrufen zu sog. Diskussionsrunden?
Jeder ist in solchen Fällen auf sich selbst gestellt, dieses gefährliche Bewusstsein hat sich längst in der Bevölkerung ausgebreitet. Die Tatsache, dass es sich bei den “jungen Männern” mehrheitlich um junge Araber oder junge Deutsche mit arabischem Migrationshintergrund handelt, die unserem / ihrem Staat nicht gerade zugeneigt sind (die Gründe sind eine andere Debatte), wird öffentlich nicht thematisiert; wahrscheinlich aus der panischen Angst heraus, damit der AfD ein Argument zuzuspielen. Dabei kann man, mit jedem Beitrag über die jüngsten Ausschreitungen mehr, den Zähler tickern hören: Es ist gerade das Nicht-Thematisieren, Vertuschen und Verdrängen, was der AfD in großen Schüben Stimmen einträgt. Es ist das Nicht-Thematisieren einer falschen, aus dem Ruder gelaufenen Migrationspolitik – die zudem noch vollkommen unverständlich ist angesichts der jährlich neu hinzukommenden 200.000 Migrant*innen und im vergangenen Jahr 1,1 Millionen Kriegsflüchtenden aus der Ukraine.

Statt dessen wird jetzt eifrig ein Nebenschauplatz beackert: Die Maskenpflicht! Die Coronamaßnahmen, die in ganz Europa beendet sind, bloß nicht in Deutschland! Die bösen Chinesen mit ihrer Lockdown-Aufhebung! Warum? Chefvirologe Professor Drosten hat das Ende der Pandemie ausgerufen, aber in unseren Zügen wird weiterhin im Halbstundenrhythmus das Tragen der FFP2-Maske per Lautsprecher angemahnt, während die Züge selbst inzwischen zu fast 100 % (ich fahre sehr viel Bahn) zu spät kommen, ausfallen, auf offener Strecke liegenbleiben.

Die DB als Abbild der BRD – verstrickt im sinnlosen Kampf um die Maskenpflicht – und die Chinesen als die neuen Buhmänner. Besser kann man die Leute nicht von den eigentlichen Themen abhalten.