H.H.

Donnerstag. Die Beschäftigung mit Hesse stellt sich immer wieder als eine lohnende Sache dar. Zwar ist gerade der Steppenwolf in seiner ganzen Eitelkeit und – in der Literaturgeschichte wahrscheinlich einmaligen
– Ichbezogenheit auch nervig, doch als ein relativ frühes Zeugnis der Auseinandersetzung mit der Wirkung von Psychoanalyse ist er unbedingt erhellend. Obwohl der Protagonist Harry Haller so ein Selbstzweifler ist, statuiert der Roman ein Exempel für Zweifelsfreiheit. Für Unbedingtheit. Für Rigorismus. Ein sehr konstruiertes Stück Literatur, für Jugendliche viel zu schwer, nur in Ansätzen durchschaubar, was z.B. die literarische Verarbeitung von Fetisch-Theorie und Nietzsche-Theorie angeht, aber es lässt sich auch mit abgespecktem Vorwissen lesen. Man liest ja nie mit komplettem Vorwissen. Man sollte so viele Bücher zweimal lesen …