Die Linke und der Islam

Daniel Krause: „Linke Werte sind für mich: Gleichberechtigung von Frauen und Männern, von Mädchen und Jungen, von Homosexuellen und Heterosexuellen, gewaltfreie Kindererziehung sowie Trennung von Staat und Kirche.
Ich bin dankbar dafür, dass die Generation der 68er diese Werte in Deutschland etabliert hat.
Leider ist ausgerechnet vielen linken Milieus nicht bewusst, wie sehr der radikale Islam genau diese Werte bedroht.
In islamistischen Ländern werden Frauen bei Ehebruch hingerichtet, und es werden Homosexuelle zu Tode gefoltert.
Dazu darf man als Linker nicht schweigen. Zu schweigen wäre ein Verrat an linken Errungenschaften.
Nun zum Unterschied zwischen linker und rechter Islamkritik: Rechte Islamkritiker spielen gerne Religionen gegeneinander aus. Sie verherrlichen das Christentum, während sie den Islam verteufeln. Das finde ich intolerant. Hinter der Islamkritik rechter Parteien verbirgt sich oft pure Fremdenfeindlichkeit.
Als Linker sieht man alle Religionen gleichermaßen kritisch.“

(Daniel Krause, Als Linker gegen Islamismus, HJB Verlag* 2013)

(*laut Wikipedia ein rechter Verlag, hm, entweder irrt hier Wiki, oder der Verlag hat sein Image gewechselt oder der Autor hat keinen anderen Verlag gefunden, was einiges über die dt.sprachige Verlagswelt aussagen würde…)

 

 

Ruhe in Worms – Terror in Paris

Sonntag. Ein unvergessenes Wochenende in Worms, zwei Übernachtungen im Prinz-Carl-Hotel (einer ehemaligen Kaserne, schöngroße Zimmer, fantastisches Essen und vor allem: Ruhe) mit liebevollem Candle-Night-Dinner, einer dreistündigen Stadtführung an der Seite des wunderbaren Friedel Lahr, der über ein unerschöpfliches historisches/kirchengeschichtliches/theologisches Wissen verfügt (kommt uns besonders bei Dom-Besichtigung und jüdischem Friedhof zugute), und der Begegnung mit dem Buchautor Hartmut Keil – das alles ein klug arrangiertes Geschenk der Klinik für PM, für uns beide.

Und dann der Schatten der entsetzlichen, unvorstellbaren Nachrichten aus Paris, die uns sprachlos machen, bzw. als einzig relevantes Thema dieser letzten drei Tage immer und immer wieder sich in den Vordergrund drängen.

Zu Paris schweige ich. Es ist ja alles schon gesagt. Dem Wir-zeigen-denen-dass-wir-keine-Angst-haben-Impetus kann ich leider nicht folgen. Ich habe Angst. Was ist mit Berlin, mit Köln, wo liebe und geliebte Menschen leben, was ist mit den U-Bahnen und Kaufhäusern und Kneipen, die nicht alle gemieden werden können und wollen, mir macht das Angst und ich will niemandem etwas beweisen.

Der Kurztripp nach Worms war mit den Ereignissen in Paris ein anderer, und das Leben wird ab jetzt ein anderes sein. Wir werden öfter einen Blick nach hinten werfen, misstrauisch, ängstlich. Wir können uns die Ruhe nicht länger einbilden, selbst die dicken Mauern einer ehemaligen Kaserne nützen dir da gar nichts.

Helmut Schmidt ist tot

Dienstag. Helmut Schmidt ist tot. Mit ihm verbinde ich meine ersten politischen Reflexionen – wenn meine Eltern beim Abendessen über „Schmidt-Schnauze“ redeten. Sie hatten, als unbeirrbare CDU-Wähler, Respekt vor ihm. Das habe ich damals, als Kind, schon gespürt.

Akzeptiert!

Freitag, B.N. Interviewtext in vollem Umfang akzeptiert, kein geringster Änderungswunsch! Er ist also zufrieden, sagt PM. Ja! So soll es sein. Das sind hochpersönliche, mir anvertraute Geschichten, die ich in der bestmöglichen Form bewahren und weitergeben möchte. Eine unbeschreibliche Erleichterung! Macht stark für alles Weitere.

Neue Akquise läuft. Gestern und heute Personenrecherche, weitere Bücher von ihr und über sie bestellt. Bei Künstler*innen fällt mir der Zugang leichter, die Fragen sind dann fast ein Selbstläufer.

Meine Gesprächspartner*innen sind mir ans Herz gewachsen. Das bringen diese intensive Beschäftigung und auch die Gesprächssituation mit sich.

Ich finde, solche Leute machen die Welt besser …

Gefährlicher Erdogan

Ich habe konkrete Angst davor, dass Erdogans Plan aufgeht: Über den Kampf gegen die Kurden, über den Sturz des Konkurrenten Assads und die Islamisierung Syriens – und der Türkei nach jüngstem Wahlsieg sowieso – das FERNZIEL: Der Aufstieg zum Big Boss, zur alleinbestimmenden Ordnungsmacht des Nahen Ostens. Erdogan als Neo-Sultan des Osmanischen Reiches, sozusagen.
Bei einem Staatsbesuch in Indonesien erklärte er vor wenigen Tagen, worum es ihm wirklich geht: „Wir haben nur eine Sorge: „Das ist der Islam, der Islam und der Islam.“ (n-tv.de, 25. August 2015)
Die FAZ berichtete bereits zu Jahresbeginn, dass der türkische Geheimdienst die Schlepperbanden mit ihren Lockangeboten für den Transport in die EU gezielt gewähren lasse und sogar ermutige. „Erdogan spielt mit der Migrationswaffe“, kommentiert ein hochrangiger Nato-Vertreter aus Brüssel die Lage. Das passe zudem in sein missionarisches Weltbild, dass jeder Muslim in Europa die islamische Sache stärke. Dass auf dem neuen „Dschihad-Highway“ auch Terroristen nach Europa gelangen, nehme er in Kauf. (n-tv.de, 25. August 2015)
Erdogan ist gefährlich. Er missbraucht Menschen, Flüchtlinge, als Waffen für (religions-)politische Ziele. In Reden stellt er sich dagegen als Beschützer der Flüchtlinge dar (die Türkei sei Schutzraum für alle Rechtgläubigen, das gebiete der Koran).
Und wir spielen sein Doppelspiel mit.

Mit von Dollarzeichen verstelltem Blick – Obama, Erdogan und wir

Inzwischen gibt es ja vorsichtige Neuinterpretationen von politischen Machthabern wie Saddam Hussein, Gaddafi – und Assad? Was maßen wir uns an, diese immerhin weltlichen Autokraten mit unseren Maßstäben, mit unserem von Dollarzeichen verstelltem Blick zu messen?

Das Flüchtlingsproblem, sichtbar und spürbar bei uns angekommen, würde so nicht existieren, wenn die Menschen heute nicht vor einer gestärkten und in ihrer Brutalität selbstbewussten Hunderttausendschaft von Gotteskriegern fliehen müssten.

Möglichkeiten

Dienstag, B.N. Am späten Nachmittag joggen an der Ahr, neue Wege entdecken, eine Brücke wie ein Gemälde, einmal um die historische Stadtmauer von Ahrweiler herum oder innen entlang, auf den schmalen Wallstraßen mit ihren aneinandergekuschelten Häuschen, vorbei an den Toren, die ins Stadtinnere führen würden, aber das heute nicht, statt dessen Rast auf der Bank an der Kreuzung beim Ahrtor mit Blick auf die inzwischen beleuchtete Straße mit ihren kleinen Schaufenstern – die Apotheke, die Volksbank – und auf das weite Feld von Möglichkeiten …